HfG (Hochschule für Gestaltung) Karlsruhe
19:00
frei

Literatur im Blauen Salon Lesungen im Wintersemester 2013/14
Im Wintersemester 2013/14 präsentiert die Reihe „Literatur im Blauen Salon“ wieder drei spannende Autoren, die aus ihren aktuellen Büchern lesen werden. Die Reihe wird vom Literaturseminar der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG) und dem Adam Seide Archiv veranstaltet. „Literatur im Blauen Salon“ wurde entwickelt, um die im Seminar entwickelten Fragestellungen in der Begegnung mit Schriftstellerinnen und Schriftstellern zu konkretisieren. Die öffentlichen Lesungen erfreuen sich auch über die HfG hinaus stets eines regen Interesses.
Termine im Überblick:
9.12.2013: Jonas Lüscher: Frühling der Barbaren16.12.3013: Volker Demuth: Stille Leben
20.1.2014: Annika Scheffel: Bevor alles verschwindet
Die Lesungen finden jeweils um 19 Uhr im Blauer Salon der HfG (Raum 012) statt. Der Eintritt ist frei.
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16.12.2013: Volker Demuth: „Stille Leben“
Volker Demuths Roman „Stille Leben“ beginnt mit dem regengrauen Morgen eines 3. Januars, an dem Arne, ein ehemaliger Biotech-Forscher, in Berlin das Flugzeug besteigt. Vor ihm liegt die Reise in einen anderen Kontinent, in die endgültige „Spurlosigkeit“, so hofft er. Hinter ihm liegen die Jahre seiner Ehe, vor allem aber die kurze, leidenschaftliche Beziehung zu der jungen Künstlerin Caroline. Erneut tauchen vor ihm die Bilder aus Paris, New York und Stockholm auf. So gerät er, während er noch einmal mit dem Laptop Carolines Stimme hört, immer tiefer in die Vergangenheit, in der sich glückliche und tragische Momente, Liebe und Gewalt wie in einem Kaleidoskop überlagern.
Mit seiner facettenreichen Sprache gelingt Volker Demuth ein scharfsinniger und intensiver Blick auf die ersten Jahre unseres Jahrhunderts, manchmal melancholisch und immer voller Lebenswissen. „Ein Roman, der das Lesen zu einem Abenteuer macht. Zu einem Abenteuer der Genauigkeit. Eine unaufhörliche Folge von immer noch schöneren Überraschungen. Und diese atemraubende Genauigkeit ist keine des Registrierens, sondern eine des Ausdrucks. So nah bei den Figuren zu sein, kann man sich nur erlauben, wenn Satz für Satz eine Entdeckung geschieht. So entsteht ein Reichtum, der den Leser selber zum Entdecker macht. Ich habe, das muss ich schon sagen, seit dem Ulysses von Joyce kein solches Leseerlebnis mehr gehabt.“ (Martin Walser)
Volker Demuth, geboren 1961 in Süddeutschland, ist Lyriker, Essayist und Medienwissenschaftler. Er studierte Philosophie, Literaturwissenschaft und Geschichte an den Universitäten Tübingen und Oxford. Neben seiner Tätigkeit beim Rundfunk (SWR), war Demuth bis 2004 Professor für Medientheorie an der Fachhochschule für Gestaltung in Schwäbisch Hall. Er erhielt für seine Werke zahlreiche Auszeichnungen, u. a. das Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg 1999, das Literaturstipendium des Landes Baden-Württemberg 2001 sowie die Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung 2012. Seit 2012 ist Volker Demuth Gründungspräsident der Kunsthochschule MIMA München, verantwortlich für den Studiengang Literarisches Schreiben. Er lebt in Zwiefaltendorf (Donau) und in Berlin. Weitere Informationen unter http://www.volkerdemuth.de/index.html
Volker Demuth (Foto © Demuth)
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20.1.2014: Annika Scheffel: „Bevor alles verschwindet“
In „Bevor alles verschwindet“ erzählt Annika Scheffel eine Geschichte von dunklen Geheimnissen und letzten Hoffnungen, die mal wunderbar skurril, dann wieder abgrundtief traurig ist. Wie in einer Hängematte liegt der kleine Ort im Tal, hier haben es sich Jula, Jules und die anderen über die Jahre bequem gemacht. Seit sie zur Taufe durch den spärlichen Flussarm gezogen wurden, fühlen sie sich gewappnet für so ziemlich alles: An Gott glaubt hier keiner, man glaubt an blaue Füchse und an kopflose Löwen.
Eines Tages werden in den umliegenden Wäldern „die Verantwortlichen“ gesichtet, mit Bauplänen für ein Erholungsgebiet. Eine Umsiedlung des Ortes steht bevor. Mit allem, was sie haben, lehnen die Bewohner sich auf gegen das Urteil. Aber Widerstand fordert Zusammenhalt, und ein jeder muss zuerst die eigenen Gespenster zähmen oder sie jetzt, im Kampf gegen das Verschwinden, endlich und für alle Zeit freilassen. „Wie ein Märchen aus einer anderen Zeit erzählt Scheffel diese kleine Welt, sowohl im Ton als auch in den oft fantastischen Geschichten, die sie ihren Figuren anhängt.“ (Jörg Aufenanger, Frankfurter Rundschau, 24.04.2013)
Annika Scheffel, geboren 1983 in Hannover, ist Prosa- und Drehbuchautorin. Für ihre Arbeiten wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit einem Stipendium der Drehbuchwerkstatt München und dem Förderpreis zum Grimmelshausen-Preis für ihren 2010 erschienen Debütroman BEN. Im Februar 2013 erschien ihr neuer Roman „Bevor alles verschwindet“ bei Suhrkamp. Weitere Informationen unter http://www.annikascheffel.net/
Annika Scheffel (Foto © Jens Gyarmaty, Suhrkamp Verlag)///////
9.12.2013: Jonas Lüscher: „Frühling der Barbaren“In „Frühling der Barbaren“, Jonas Lüschers Debütnovelle, wird der Schweizer Fabrikerbe Preising auf einer Geschäftsreise in einem gehobenen tunesischen Oasenresort Zeuge aufwendiger Hochzeits-vorbereitungen. Reiche junge Engländer aus der Londoner Finanzwelt haben Freunde und Familie für ein großes Fest um sich versammelt und feiern schon im Voraus ausschweifend, als sich die wirtschaftlichen Krisensignale zur Katastrophe verdichten: Das britische Pfund stürzt ab, kurz danach ist England bankrott, mit unabsehbaren Folgen, die auch Tunesien nicht unberührt lassen. Preising, als Schweizer zwar von den schlimmsten Folgen ausgenommen, muss miterleben, wie dünn die Decke der Zivilisation ist, und lernt seine ganz eigene Lektion in Globalisierung, denn seine Firma lässt in Tunesien fertigen. Auch Preising bleibt nicht ungeschoren.
Für Die Zeit ist Jonas Lüscher ein „meisterhafter Gesellschaftsbeobachter“ und die „große Entdeckung in diesem Jahr“ (Ijoma Mangold, 25.07.2013) und die Süddeutsche Zeitung schreibt über „Frühling der Barbaren“: „England mit seiner enthemmten Finanzpolitik, die Schweiz mit ihrer vermeintlichen Neutralität und der arabische Frühling (...): Wie in dieser Gemengelage die ‚Barbarei‘ aufscheint, hat Jonas Lüscher mit Witz zu einer nachdenklichen Parabel gebündelt. Man muss Jonas Lüscher dafür bewundern, wie er so viele brandaktuelle Sujets auf knapp 130 Seiten bündelt zu einem Lehrstück über den allzu zarten Firnis der Zivilisation.“ (Ina Hartwig, 22.06.2013)
Jonas Lüscher, geboren 1976 in der Schweiz, lebt in München. Nach einer Ausbildung als Primarschullehrer in Bern und einigen Jahren in der deutschen Filmindustrie studierte er an der Hochschule für Philosophie in München. Derzeit arbeitet er als Doktorand am Lehrstuhl für Philosophie der ETH Zürich. Seine erste Novelle „Frühling der Barbaren“ wurde für den Deutschen sowie den Schweizer Buchpreis 2013 nominiert.
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Literaturangaben:
Jonas Lüscher: Frühling der Barbaren. Novelle
C.H. Beck, München 2013
125 Seiten, gebunden
14,95 Euro
ISBN 978-3-406-64694-2
Volker Demuth, Stille Leben
Klöpfer & Meyer, Tübingen 2013
336 Seiten, gebunden
22,50 Euro
ISBN 978-3-86351-058-9
Annika Scheffel: Bevor alles verschwindet
Suhrkamp, Frankfurt am Main 2013
411 Seiten, gebunden
19,95 €
ISBN: 978-3-518-42354-7
Link: www.hfg-karlsruhe.de/features/literatur-im-blauen-salon.html