Kunst & Kultur aus Karlsruhe auf einen Blick!

23.02.2019 | Kreisky - live im KOHI

KOHI-Kulturraum e.V.

21:00

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Postrock (A-Wien) Einlass 20h

http://www.kreisky.net/
http://www.youtube.com/watch?v=B45L3hu2OvM
http://www.youtube.com/watch?v=rd97tNthGZk

Es darf als bekannt vorausgesetzt werden, dass Kreisky eine fantastische, eine erregende Liveband sind. Kreisky-Konzerte sind Messen aus Lärm, Lautstärke und Entertainment, aus Giftigkeit und Herzensbildung, aus Drama und Scheiß-drauf, die noch jeden umgehauen haben. Und als Urmutter des zur Zeit allseits besungenen Wiener Bandwunders sind sie wohl eine der stilprägendsten österreichischen Bands überhaupt.
Kreisky haben der Welt gezeigt, wie man den Wiener Grant umarmt, wie man die tagtäglichen Abgründe in Lieder gießt, wie man die Dinge ernst nimmt, sich selbst aber nicht zu sehr.Nach ihrer aufsehenerregenden Theater-Koproduktion „Viel gut essen“ mit Sibylle Berg und der Veröffentlichung ihres neuen Studioalbums (VÖ: 16. März 2018) sind Kreisky ab April 2018 wieder auf Tour. Gut so: Ihren optimalen Wirkungsgrad erreichen Kreisky nachweislich im Livebetrieb.

Es hat sich einiges getan, seit KREISKY vor vier Jahren ihr letztes Studioalbum Blick auf die Alpen veröffentlicht haben. Nicht nur ist Wien mit dem Defibrillator aus dem popkulturellen Dornröschenschlaf geschockt worden und produziert nun fast wöchentlich spannende neue Bands – nicht zu Unrecht gelten KREISKY als eines der role models dieses neuen Praterfrühlings –, auch die große Welt ist eine andere: Der schimpfende Mensch, der vielen KREISKY-Songs die Perspektive lieh, ist vom Querulanten, der sich an der Supermarktkasse über den Joghurtpreis beschwert, erst zum „Wutbürger“ und dann zum Präsidenten der Vereinigen Staaten geworden.
KREISKY haben für die geänderte Pop- und Weltlage zwei saftige Antworten parat. Ihrer viel diskutierten und hymnisch besprochenen Theaterarbeit Viel gut essen, einer Kollaboration mit der Autorin Sibylle Berg im Wiener Rabenhof-Theater, folgt jetzt - endlich! - ihr fünftes, logischerweise bestes und überraschend leichtes Album Blitz. Eine glatte 11 auf der 10-stufigen Comeback-Skala.
Auf den ersten Blick mögen Songs wie „Ein braves Pferd“ richtiggehend albern wirken, aber es war ja schon immer eine der Stärken von Franz Adrian Wenzls Texten, dass sich darin das Profunde und das Banale sehr nah sind. Neu ist die Kürze und emotionale Präzision der zehn selbstproduzierten Stücke. Oft braucht es nur wenige Zeilen um ein Sittenbild wie „Mon Général“ oder einen Anti-Heimatroman wie „Saalbach-Hinterglemm“ zu skizzieren und dabei zu wirken, als wäre die Idee dazu der Band eben erst in den Kopf geschossen.
Das ist kein Zufall, wie Bassist Gregor Tischberger erklärt: „Wir haben versucht, einen möglichst kurzen Weg vom Proberaum zur Aufnahme zu schaffen. War Blick auf die Alpen soundtechnisch eine recht elaborierte Angelegenheit, über der wir lange im Studio der Wiener Symphoniker gebrütet haben, ist Blitz in Matthias Kastners Kellerstudio im Wiener Speckgürtel entstanden. Vom Schreiben einer Nummer bis zur ersten Aufnahme waren es oft nur wenige Stunden.“ Diese Unmittelbarkeit und Spontaneität, von Alex Tomann (Bilderbuch, Trouble over Tokyo) im Mix noch potenziert, hört man Blitz unbedingt an.
Blitz ist übrigens Gregor Tischbergers letztes Album als Bandmitglied, er wird der Band aber als Satellit und Klangberater erhalten bleiben. Helmuth Brossmann (Destroyed But Not Defeated, The Clashinistas), der schon in der Vergangenheit als Live-Bassist mit der Gruppe aufgetreten ist, wird ab sofort Wenzl, Gitarrist Martin Max Offenhuber und Schlagzeuger Klaus Mitter verstärken.
Blitz ist die Essenz von zwölf Jahren KREISKY in strahlend hellen, energetischen Pop gegossen. Giftig? Ja. Gemein? Freilich. Fies? Sowieso, sonst wären sie’s nicht. Aber eleganter in den Methoden und mit viel Glitzerpapier drumherum. Kurz: Blitz ist herrlicher Wahnsinn und Songs wie “Bauch Bein Po”, “Ein Depp des 20. Jahrhunderts” oder “Veteranen der vertanen Chance” schreien nach Weltkulturerbe. Wer sagts der UNESCO?